Tag 3 – Nanzhuang

Nach unserem Frühstück im Tempel überlegen wir, wie wir den restlichen Tag gestalten möchten. Das ursprünglich geplante Sanyi ist leider nicht ohne größere Umwege erreichbar, also entschließen wir uns kurzerhand für einen Ausflug nach Nanzhuang. Das soll eine nette Kleinstadt sein, die touristisch noch relativ unerschlossen ist; außerdem ist sie nur eine kurze Busfahrt von unserem Tempel entfernt.

Dort angekommen stellen wir erstmal fest, dass hier gerade ein Halbmarathon zu Ende geht und geraten mitten in die Siegesfeierlichkeiten. Dabei treten auf der Bühne der Reihe nach auf: traditionell tanzende Schulkinder, ein junger Mann mit ungewöhnlichem Saiteninstrument und etwas was sich als Metal-Folklore-Fusion-Dance immer noch nicht annähernd beschreiben und leider auch nicht fotografisch festhalten lässt.
 

Das reicht uns vorerst als Ersteindruck und wir fragen in der erstaunlich großen Touristeninfo nach einem Stadtplan und was es hier denn eigentlich zu sehen gäbe. Stadtplan existiert keiner, da sich ohnehin alles auf nur zwei Straßen abspielt und wir bekommen mit einem Verweis auf ein Poster von einem See mit schönen Lotusblumen einen Ausflug zu ebendiesem empfohlen. Nachdem der See und das dort angesiedelte Folklore-Museum auch im Reiseführer aufgeführt werden stimmen wir zu. Kurz noch die restlichen Sehenswürdigkeiten (schöne alte Straße in der wir mit Kostproben regionaler Spezialitäten gefüttert werden) abgeklappert und dann ab in den Bus.

Wir schlängeln uns eine halbe Stunde lang über eine schöne, enge Bergstraße nach oben; das mehrfache Vermeiden von Kollisionen mit anderen Bussen und gewagte Ausweichmanöver gehören dabei zum Busfahrer-Grundrepertoir. Oben angekommen stellen wir fest, dass es sich hier offenbar um ein beliebtes Ziel für Familien-Sonntagsauflüge und chinesische Tourbusse handelt. Wir verstehen allerdings nicht warum. Der See ist eine etwas größere Lacke, Seerosen und sonstiges Gestrüpp welken vor sich hin und wo man bei uns zumindest ein nettes Café erwarten könnte sind bestenfalls Straßenstände vorzufinden. Der guten Form halber versuchen wir den See aber dennoch von seiner besten Seite abzulichten.

Nun, dann sehen wir uns doch zumindest noch das Folkore-Museum an. Die unerhörte Eintrittspreiserhöhung gegenüber den Reiseführerangaben von Null auf knapp einen Euro nehmen wir gerade noch in Kauf. Die Exponate sind ganz nett – ein paar Waffen, ein paar Alltagsgegenstände, ein paar Kleidungsstücke – und sogar allesamt in Englisch beschildert. Nach 15 Minuten sind wir aber auch hier durch und entscheiden uns für den nächsten Bus zurück.

In Nanzhuang finden wir dann noch einige Lokale die „Essen nach Bildern“ anbieten und entscheiden uns für ortstypischen Fisch (Alina) und in der Pfanne gegrillte Rindfleischstreifen (ich). Die mit uns am Tisch sitzende Familie verköstigt uns auch noch von ihrem Essen mit und wir machen uns pappsatt auf den Rückweg.
    

Ich begleite Alina nach Taichung, wo ich auch übernachten werde, und nachdem auch am Abend noch kein rechter Hunger aufkommen will, teilen wir uns eine Portion chinesisches Backhenderl. Teilen heißt in diesem Fall, dass Alina versucht Stücke des Huhns stilvoll mit Stäbchen zu zerteilen und zu essen und ich die Überbleibsel pragmatisch mit den Fingern nehme und abnage. Ich glaube ich steige dabei besser aus 😉

Alles in allem war es jedenfalls ein tolles gemeinsames Wochenende und ein perfekter Einstieg für meine Reise!