Anping ist ein etwas außerhalb liegender Stadtteil von Tainan und für mich gut mit dem Bus zu erreichen. Es herrscht hier eine angenehm ruhige Stimmung, die Großstadthektik weicht der entspannteren Vorstadtatmosphäre.
Als erstes mache ich mich auf den Weg zum „Anping Tree House“, einem ehemaligen Handelsaußenposten, der heute dafür bekannt ist, von einem Banyan-Tree vollkommen überwuchert zu sein. Das Haus ist über Wege auf mehreren Etagen sehr gut zugänglich und ich fühle mich optisch stark an die umrankten Tempel von Angkor erinnert.
Dass der Baum nicht nur menschliche Besucher hat merke ich als sich bei einer kurzen Rast im Schatten ein Vogel großflächig auf mein T-Shirt erleichtert. Lässt sich zum Glück halbwegs herauswaschen und trocknet bei über 30 Grad Außentemperatur auch rasch wieder.
Als nächstes am Programm steht das Anping Fort (auch Fort Zeelandia), eine ehemalige holländische Festung, die leider durch einen Flughafen-Tower-ähnlichen neuen Aussichtsturm verschandelt wird. Zumindest hat man tatsächlich eine gute Aussicht von oben (die stark dadurch bereichert wird, dass man den Turm selbst von dort nicht sieht).
Mit einem kurzen Besuch im hiesigen Matsu-Tempel ist mein offizielles Programm schon nahezu erledigt. Ich konsultiere also meine Karte zur Ideensuche und siehe da, ich bin nur einen guten Kilometer vom Meer entfernt – und es ist ein Strand eingezeichnet! Mehr Inspiration brauche ich nicht und mache mich quer durch die Stadtrandsiedlung auf den Weg. Es wirkt hier alles sehr ausgestorben – leere zweispurige Straßen, ein paar streunende Hunde und eine Gegend die wohl noch nie einen Touristen gesehen hat. Zum Abschluss noch durch etwas Unterholz und ich bin tatsächlich an einem langen Sandstrand angelangt und kann die Füße ins bacherlwarme Wasser strecken. Das bereichert jeden Urlaub!
Ein bisschen Sonne-Sitzen später mache ich mich auf den Weg zum letzten Sightseeing-Stopp für heute, dem Eternal Golden Castle. Dazu spaziere ich am Hafen entlang, der offenbar gerade kräftig aufgewertet werden soll – neue Uferpromenaden, Radwege und Lokale sind alle gerade im Entstehen. Dauert aber wohl noch ein paar Jahre bis es richtig schön wird.
Das Golden Castle ist ebenfalls eine alte holländische Befestigung und lädt mit ein paar schön schattig platzierten Parkbänken zum Ausruhen ein, was ich auch ausnütze, da ich für mein geplantes Abendessen ohnehin noch zwei Stunden warten muss.
Um 18:00 startet nämlich der Wusheng Night Market, wo man vom Babystrampler bis zum Selfie Stick und von der Unterhose bis zur Plastikpistole so ziemlich alles bekommt. Mich interessieren aber vor allem die zahlreichen Street-Food-Stände, die eine große Auswahl an Spezialitäten zum Durchkosten bieten.
Satt und erschöpft mache ich mich auf den Heimweg. Ich habe heute über 27 Kilometer zurückgelegt, im Nachhinein betrachtet wäre es auf jeden Fall besser gewesen, für Anping ein Fahrrad auszuborgen…