Tag 11 – Alishan und Fenqihu

Alishan heißt Sonnenaufgang anschauen. Nein, nicht wörtlich, aber deswegen kommt so gut wie jeder Besucher hierher. Die „Sea of Clouds“, über denen die Sonne aufgehen soll, während man einen Blick auf den höchsten Berg Taiwans erhaschen kann, ist auf der ganzen Insel bekannt. Gestern hat uns die Tourist Info aufgrund des Wetters noch eine „very little chance“ dafür gegeben, tatsächlich die Sonne zu sehen. Davon lassen wir uns aber herzlich wenig abschrecken und wachen um kurz vor fünf bei einem sternenklaren Himmel auf!

Mit dem vollgepackten Zug geht es dann auf knappe 2.500 Meter Höhe, wo sich gleich alle Touristen ans erstbeste Geländer stürzen, um ja einen guten Blickpunkt zu erwischen. Wir sind schlauer und gehen 10 Minuten weiter zu einem noch etwas höher gelegenen Aussichtspunkt, wo gleich viel weniger los ist. Es herrscht eine rundum harmonische Stimmung, die Wolken hängen in den Tälern, der Himmel leuchtet in Rot- und Blautönen und um Punkt 6:30 taucht auch tatsächlich die Sonne hinter dem Bergrücken auf – einfach schön!

  
  

Kurz darauf ist das Spektakel auch wieder vorbei, man strömt zurück zum Zug. Zeit für Frühstück und noch eine kurze Ruhepause im Hotel, bevor es weiter nach Fenqihu geht. Für den kleinen Bus haben wir zwar rechtzeitig Tickets gekauft, es scheint die Anzahl auch genau abgezählt zu sein, aber entweder hat sich jemand verrechnet oder es wurde zwischenzeitlich ein Sitz ausgebaut. Jedenfalls gibt es einen Platz zu wenig. Nach mehreren Versuchen uns anders zu schlichten, resigniere ich schließlich und setze mich auf den Boden zum Gepäck am hinteren Busende. Mit etwas Verspreizen und Abstützen mache ich es mir für die kurvige Bergstraße einigermaßen bequem und bedaure lediglich die fehlende Aussicht.

Anstatt der ursprünglich eingeplanten vier Stunden Aufenthalt hier haben wir nur zweieinhalb (der Zugfahrplan hat sich offensichtlich nicht bis in den Nachbarort durchgesprochen), die wir aber für einen kurzen Spaziergang nützen. Und zwar gehen wir das erste Stück des Fenqihu-Rueili Historic Trail, der mitten durch einen Bambuswald führt. Wie „direkt aus einem Kung-Fu-Film“ (Zitat Reiseführer) sieht es zwar nicht ganz aus, die riesigen Bambus-Stämme (-Rohre?, -Halme?) sind aber trotzdem sehenswert. Da hat der Bambus in meinem Garten noch ein wenig Aufholbedarf.

Nach einer Bento-Box zur Stärkung besteigen wir den Alishan Forest Train, einen Schmalspurzug, der sich von hier den Berg hinunter schraubt. Als wir die verschiedenen Höhenzonen durchqueren (von 1.400 auf 30 Höhenmeter) wandelt sich die Kulisse von alten Bambuswäldern über Urwälder, die dem nächsten Jurassic-Park-Film gut zu Gesicht stünden, hin zu Palmenhainen und wilden Bananenstauden. Erstaunlich ist vor allem, wie es jemand geschafft hat eine Eisenbahn in diese Landschaft zu bauen, es verwundert allerdings auch nicht, dass es immer wieder längere Ausfälle durch Erdrutsche und ähnliches gibt.

  

Unten in Chiayi angekommen trennen sich nach dem verlängerten Wochenende unsere Wege wieder, Alina und Christopher fahren zurück nach Taichung, während ich mich für einen Boxenstopp auf den Weg nach Taipeh mache.