Ich lege für heute einen Zwischenstopp in Taipeh ein, um einerseits die nächsten Tage zu planen und andererseits meine Wäsche zu waschen. Nachdem ich das beides schon gestern Abend erledigt habe, ist heute jede Menge Zeit für Sightseeing. Es nieselt bereits in der Früh vor sich hin, ich mache mich aber trotzdem auf und durchquere den 2-28 Peace Memorial Park auf dem Weg zum Präsidentenpalast. Den kann man auch von innen besichtigen, aber ich habe gerade keine Lust auf die aufwändigen Sicherheitskontrollen am Eingang.
Deshalb geht es weiter zur Zhongshan-Halle, einem mehrstöckigen Gebäude, das für Ausstellungen und Aufführungen genützt wird. Als ich so durch die Gänge wandere wird die Atmosphäre immer seltsamer: ein altes, schlecht ausgeleuchtetes Theater, chinesische Opernmusik dringt aus den Lautsprechern und ich bin praktisch allein im Gebäude. Ich fühle mich direkt in eine Szene aus Bioshock Infinite hineinversetzt und warte nur darauf, dass mich hinter der nächsten Ecke irgendetwas anspringt. Die surreale Erfahrung endet aber abrupt als das Gebäude von mehreren Schulklassen überrannt wird.
Nach einer Verschnaufpause spaziere ich weiter zum Qingshan-Tempel, wo es mich wieder einmal überrascht wie direkt in die Stadt hinein die meisten Tempel gebaut sind. Von einer Terrasse im dritten Stock aus sieht man direkt in die wenige Meter entfernten Wohnungen hinein und die Seitenausgänge gehen nahtlos in Nebenstraßen über.
Nächster Stopp: Longshan-Tempel, eine der wichtigsten religiösen Stätten der Stadt, wo man von alt bis jung, von arm bis reich so ziemlich jeden einmal zum Beten antrifft.
Das Kulturzentrum „Red House“ liegt als nächstes auf dem Weg, wirkt um diese Zeit aber relativ ausgestorben und ich ziehe weiter und gehe erstmal Mittagessen.
Am frühen Nachmittag wird der Regen leider etwas stärker und ich mache mich auf die Suche nach einer Indoor-Aktivität. Dabei stoße ich auf die Land Bank Exhibition Hall, ein Museum, das in einer ehemaligen Bank eingerichtet ist und in den früheren Tresorräumen die Geschichte der Bank vorstellt. Soweit so gut. Offensichtlich hat man dann aber festgestellt, dass noch drei Viertel des Gebäudes leer sind und das Museum eine weitere Attraktion braucht. Die einzig logische Schlussfolgerung: Dinosaurier! Unter dem Vorwand eines Evolutionsmuseums gibt es hier mehrere Dino-Skelette und eine tatsächlich recht informative Ausstellung über deren Entwicklungsgeschichte.
Größter Aha-Effekt (und im Nachhinein auch ein No-Na-Effekt) für mich: das Wort „Jurassic“ ist schlicht und einfach die englische Bezeichnung für das Jura-Zeitalter. Wieder was gelernt.
Anschließend gehe ich weiter zur Chiang Kai-shek Memorial Hall, ein Monument für den autoritären Herrscher, das auch ganz genauso aussieht wie man sich ein Monument für einen autoritären Herrscher vorstellt.
Am späten Nachmittag lässt der Regen nach und ich mache mich auf den Weg ins Museumsquartier in den Huashan 1914 Creative Park, eine Ansammlung alter Lagerhäuser, die der kreativen Community der Stadt übergeben wurde. Daraus hat sich ein Zentrum von junger Kunst, stylischen Restaurants und Hipster-Cafés entwickelt, das genausogut in jede europäische Großstadt passen würde. Lädt zum Durchschlendern und Entdecken ein und füllt den restlichen Tag gut aus.
Kommentare
2 Antworten zu „Tag 12 – Taipeh“
Heuschrecken (Banker) und Dinos passen doch ganz gut zusammen 🙂
Und wo kommt man sonst so leicht in den Tresorraum einer Bank?
Weiters hoffe ich, Du hast noch ein paar Fotos von der BOW-WOW-TAIWAN-Halle!
Hi Mike, ich verfolge deinen Blog mit größter Freude 😉 …. Falls du in Taipeh auf Infos über Theater/Puppenspiel/chinesische Oper „stolperst“, bitte mitbringen. Danke und noch eine schöne Zeit. Cornelia