Tag 14 – Taroko-Schlucht

Die Taroko-Schlucht ist laut den meisten Listen und Reiseführern DAS Nummer-1-Highlight einer Taiwanreise. Ich bin also schon einmal sehr froh, dass der angesagte Regen ausbleibt und es den Großteil des Tages sonnig ist. Den vom Hotel angebotenen Tourbus mit „English speaking guide“ lehne ich dankend ab und mache mich lieber mit öffentlichem Bus auf eigene Faust auf den Weg.

Erster Stopp: Park-Informationscenter, um mir eine Karte der Wanderwege zu besorgen. Geschlossen. Sperrt erst um 8:30 auf, also in einer Stunde. Der nächste Bus weg von hier geht auch erst wieder in 45 Minuten. Fängt ja gut an. Mit Hilfe meiner GPS-Karte stelle ich aber fest, dass der erste Wanderweg nur 15 Minuten die Straße entlang sein sollte, also mache ich mich auf den Weg. Dass der Weg großteils durch einen Straßentunnel führt, irritiert mich zwar etwas, aber jetzt bin ich auch schon unterwegs.

Die erste Wanderung, der Shakadang Trail, ist dann mal ein gemütlicher Spaziergang an einem Nebenfluss entlang. Ich bin früh genug dran, dass noch so gut wie nichts los ist, auch wenn schon die Souvenirstände aufzubauen beginnen. Durch aus dem Fels gehauene Wege geht es gut 20 Minuten dahin, dann ist der weitere Weg gesperrt, also wieder zurück, jetzt auch schon mit einigem Gegenverkehr.

  

Den Bus habe ich soeben verpasst, also folge ich auf gut Glück einem anderen Weg, der mir vielversprechend und komplett touristenfrei erscheint, dafür höre ich recht bald ein lautes Gebrüll aus dem Gebüsch und finde ein paar wilde Affen vor. Die machen im Gegensatz zu den Chinesen zumindest nicht in jeder Kurve ein Selfie von sich.

Als ich dem Weg weiter folge komme ich nach einiger Zeit… zurück zur Park-Info. Spannend. Zumindest hat sie jetzt geöffnet und kann mir auch sagen, welche der Trails gerade aufgrund von Regenschäden geschlossen sind. Leider sind darunter zwei auf die ich mich besonders gefreut hätte.

Irgendwie schaffe ich es erneut, den Bus zu verpassen und mache mich (wieder durch den Tunnel!) auf den Weg zum Eternal Spring Shrine. Ich steige zum ChangChun-Tempel auf, von wo ein Weg zum Schrein führen soll. Tut er auch, ist nach der Hälfte aber gesperrt. Diese Hälfte ist allerdings trotzdem sehr sehenswert, es geht über eine Hängebrücke und ein paar Stufen zu einem kleinen Glockenturm nach oben. Ich bin so frei und läute.

    

Den Schrein kann man dann nur aus der Ferne fotografieren und ich mache mich auf den Rückweg zu meinem Tunnel.

Erstaunlicherweise bin ich hier nicht alleine unterwegs, vor mir wirkt jemand noch um einiges planloser als ich. Die Kalifornierin Kristen irrt komplett verloren herum und nachdem ich zumindest weiß wo es zurück zum Bus geht folgt sie mir dankbar. Als Entschädigung für meine Navigationsdienste teilt sie ihr Mittagessen mit mir und wir entscheiden, den restlichen Park gemeinsam zu erkunden.

Nächster Stopp: Buluowan, von wo es einen Wanderweg zur nächsten Station geben soll. Gibt es auch, ist aber ebenfalls gesperrt (ohne Info von der Parkleitung). Das wird langsam ärgerlich.

Nach dem uns nichts anderes übrig bleibt warten wir eine Stunde auf den nächsten Bus und fahren eben damit nach Yanzikou, zur Schwalbengrotte. Das ist prinzipiell eine sehr schöne Stelle, an der die Schlucht sehr eng wird und man durch mehrere Höhlen (in denen die namensgebenden Schwalben nisten) dem Fluss entlanggeht. Leider gibt es zwei Probleme: man geht großteils direkt an der Straße und muss ständig auf die vorbeifahrenden Tourbusse aufpassen und man muss sich die Straße auch mit den Insassen aller dieser Busse teilen. Das ruiniert die Stimmung etwas.

  

Der nächste Weg entschädigt allerdings wieder etwas dafür, der Lushui-Heliu-Trail ist der bisher schönste. Ein einigermaßen natürlicher Wanderweg (heißt ohne Stufen und Holzplanken), der über der Straße den Felsen folgt. Schöner Ausblick und wie alles wo man mehr als fünf Minuten gehen muss auch einigermaßen menschenleer.

Im letzten Ort der Schlucht gibt es außer noch einem gesperrten Trail absolut nichts mehr und wir entscheiden uns für eine rasche Rückfahrt nach Hualien, wo sich Kristens und meine Wege auch wieder trennen.

Fazit: Ich bin mir noch nicht ganz sicher, was ich von der Schlucht nun tatsächlich halten soll. Einerseits bietet sie eine tolle natürliche Kulisse, die Lust auf mehr macht, andererseits ist sie bereits unter der Woche in der Nebensaison derartig überlaufen, dass es einem den Spaß vermiesen kann. Dazu kommen zahlreiche geschlossene Trails, was auch das Ausweichen auf weniger besuchte Strecken erschwert. Wahrscheinlich müsste man hier mehrere Tage verbringen und dafür längere Touren gehen, von denen es auch einige sehr schöne geben soll. Insgesamt bereue ich es nicht, hier gewesen zu sein, aber es bleibt das Gefühl, dass es so viel mehr hätte sein können.

Kommentare

Eine Antwort zu „Tag 14 – Taroko-Schlucht“

  1. Avatar von Wolfgang
    Wolfgang

    Wie wir seit Burma wissen: Glocke schlagen – gutes Karma!