Obwohl wir etwas länger schlafen, sind wir nach dem gestrigen Tag nicht hundertprozentig fit (siehe dazu auch den sehr ausführlichen Blogeintrag von gestern). Trotzdem haben wir für heute einen Tagesausflug mit drei Etappen eingeplant.
Erster Stopp: Yingge, eine kleine Stadt am Rande von Taipeh, die vor allem für ihre Keramikproduktion bekannt ist. Nach der kurzen Zugfahrt machen wir uns direkt auf den Weg ins Keramikmuseum, wo wir auch sofort mit dem interaktiven Teil des Tages starten – wir basteln einen Bilderrahmen! Dass das sonstige Zielpublikum des Workshops in der Altersklasse 4-10 Jahre liegt, soll uns dabei nicht irritieren – die haben immerhin den Vorteil, dass sie die Anweisungen der Vortragenden verstehen.
Nach einer knappen Stunde sind unsere Meisterwerke dann auch fertig, nachdem sie getrocknet und gebrannt sind können wir sie in 45 Tagen wieder im Museum abholen. Ähhh, ja. Wird wohl doch nichts aus dem Weihnachtsgeschenk für Oma. Der Ton wird für den nächsten Workshop wiederverwendet und wir müssen uns mit der Erkenntnis trösten, dass wahre Kunst eben vergänglich ist.
Danach noch ein kurzer Spaziergang durch die Keramikgeschäfte der Stadt, aber nachdem nun nichts mehr mit unseren hohen Ansprüchen an die Töpferkunst mithalten kann, essen wir nur ein Eis und ziehen weiter.
In Sansia finden wir einen Tempel mit wunderbar holzgeschnitzter Decke, die sich spiralförmig nach oben schraubt. Erstaunlich, dass es nach all den Tempeln immer noch Einzelheiten gibt, die so außergewöhnlich sind, dass sie erneut begeistern können.
Sansia ist außerdem die bisher erste Stadt, die mit einem wirkliche Altstadt-Teil aufwarten kann. Ansonsten sind die Sehenswürdigkeiten nur zwischen hässlichen, billigen Neubauten versteckt, hier gibt es tatsächlich ein paar durchgehend schöne Straßenzüge, wenn auch mittlerweile stark touristisiert.
Als nächstes möchten wir nach Cihu, allerdings schließt die dortige Attraktion in zwei Stunden und wir müssten eine davon auf den nächsten Bus warten, also greifen wir zähneknirschend auf ein Taxi zurück. Das fährt auch sehr zielstrebig los, bis wir nach einiger Zeit misstrauisch auf unser GPS schauen, das uns irgendwie nicht ganz dort ortet, wo wir eigentlich hinwollen. Als wir es dem Fahrer unter die Nase halten, wird ihm das auch klar und er hält mal sicherheitshalber an und fragt nach dem Weg. Ohne wirkliche Zeitersparnis kommen wir dann endlich an, wenigstens gibt es keine großen Diskussionen um den natürlich nicht vollen Fahrpreis.
In Cihu finden wir neben dem Mausoleum des Diktators Chiang Kai-shek auch die skurrilst-mögliche Ansammlung von Statuen seiner Person, die früher vor Schulen und öffentlichen Gebäuden platziert waren. Für eine kurze Beschreibung zitierte ich den Lonely Planet: „promenades of Chiang busts and clumps of Chiangs standing facing each other as if in conversation. There are storytime Chiangs reading books to shorter Chiangs, […] avuncular Chiangs always smiling, and martial Chiangs, sword in hand, ready to defend the nation.“
Wir wissen nicht genau, ob wir nun laut loslachen oder ob der Seltsamkeit der ganzen Szenerie betreten schweigen sollen, jedenfalls ist dies definitiv eine der absurderen Sehenswürdigkeiten, die ich je besucht habe.
Nach einer kleinen Heimreise-Odyssee (eindreiviertel Stunden Bus plus 30 Minuten Zug) fallen wir schließlich ausgehungert in den erstbesten Food Court ein und danach erschöpft ins Bett.
Kommentare
Eine Antwort zu „Tag 16 – Yingge, Sansia und Cihu“
Ich hätte mich zu Weihnachten sehr über einen Keramik-Bilderrahmen gefreut. Alina ist jedenfalls – gemäss Foto – auf dem besten Weg zu einem Strudelteigkoch.
Oder hätte ich doch lieber ein kleines Modell der blauen sitzenden Statue? Die würden als Serie gut in Kindereier passen …