Heute steht für mich ein Tagesausflug zu den Niagarafällen auf dem Plan, quasi ein Pflichtprogramm wenn man in Toronto ist. Den Bus dorthin habe ich mir schon am Vortag herausgesucht und die Tickets gleich online gebucht (ist billiger), auf eine geführte Tour verzichte ich dankend. In der Früh noch eine Mehlspeise am Busbahnhof eingeworfen und es geht los. Die Fahrt selber ist relativ unspektakulär und bringt einen zur Busstation im Ort Niagara Falls – die ist allerdings noch drei Kilometer von den tatsächlichen Wasserfällen entfernt. Also weiter mit dem nächsten Bus in die Touristengegend.
Beim Verlassen des Busses merkt man sofort, dass hier alles sehr nass ist, wie kurz nach einem starken Regenguss, und eine neblige Feuchtigkeit in der Luft liegt – alles durch das aufgewirbelte Wasser. Dadurch ist auch die Sicht auf den Wasserfall erstmal ziemlich eingeschränkt. In die andere Richtung ist zwar die Sicht klar, aber hier sind vor allem Hotelburgen und Casinos zu sehen – nicht unbedingt der Grund warum ich hier bin. Ein kurzer Blick ins „Information Center“ bestätigt dieses leider auch eher als überdimensionalen Souvenirshop mit hohem Kitschfaktor und wenig Informationsgehalt.
Nach kurzer Zeit lichtet sich aber der Nebel (der Wind flaut etwas ab und verweht das Wasser daher nicht mehr so stark) und gibt einen sehr beeindruckenden Blick von oben auf die Wasserfälle frei. Alleine die Wassermassen, die hier sekündlich hinabstürzen sind unglaublich.
Von heroben sieht man auch schon die Schiffe, die bis kurz unter die „Horseshoe Falls“ fahren – den größten und bekanntesten der drei Wasserfälle, die im allgemeinen unter dem Begriff Niagarafälle zusammengefasst werden.
Das Schiff ist auch mein nächstes Ziel. Beim Anstellen merke ich auch hier wieder schnell, dass um diese Jahreszeit ziemlich tote Hose herrscht, die Absperrungen und dadurch möglichen Menschenschlangen lassen aber den Ansturm in der Hochsaison vermuten. So bin ich aber ohne viel Anstellen relativ schnell auf meinem Boot – inklusive rosa Regenponcho!
Der ist auch dringend nötig, denn man fährt hier wirklich direkt in die Hufeisenform des Wasserfalls hinein und wird auch entsprechend komplett durchnässt – eine Herausforderung, die Kamera und das Handy trocken zu halten. Das Gefühl von den herabrauschenden Wassermassen umgeben zu sein entschädigt aber allemal für etwaige Unbequemlichkeiten.
Auch an den etwas kleineren amerikanischen Fällen kommt man direkt vorbei, für sich genommen sicher auch nicht schlecht, aber im Direktvergleich müssen sie sich klar dem großen kanadischen Bruder geschlagen geben.
Nach der Bootsfahrt meldet sich mein Magen und ich riskiere einen Blick in den „Ort“ Niagra Falls. Dieser erinnert aber leider mehr an den Wurstelprater – Riesenrad und Geisterhäuser inklusive. Zur Verpflegung reiht sich ein Fastfood-Lokal an das andere, ich sättige mich schließlich beim Burger King und trockne meine Kamera.
Die weiteren Attraktionen interessieren mich weniger und ich mache mich zu Fuß auf den Rückweg zum Busbahnhof. Der Weg führt zwar direkt an der Straße entlang, bietet aber noch einen schönen Ausblick auf den vom Herbstwald umrahmten Fluss. Und wie immer wenn man mehr als 100 Meter zu Fuß gehen muss bin ich hier vollkommen alleine unterwegs.
Insgesamt lässt mich der Tag mit gemischten Eindrücken zurück. Einerseits ist das gewaltige Naturschauspiel der Wasserfälle absolut beeindruckend und sehenswert, andererseits ist die touristische Ausschlachtung in dieser Form so gar nicht meins – Casinos, Hotelburgen und Vergnügungspark passen für mich nicht wirklich hierher. Irgendwie schade.
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