Tag 2 – Seoul

Ich wache etwas überrascht nach 15 Stunden Schlaf um 11 Uhr auf. Da hatte ich wohl einigen Aufholbedarf. Wirklichen Plan habe ich immer noch keinen, aber es gibt ja ein paar Sehenswürdigkeiten direkt in der Nähe (danke booking.com für die Auswahl der Gegend).

Erste Station: Das erst vor wenigen Jahren neu erbaute Rathaus. Die moderne Stahl- und Glaskonstruktion wölbt sich wie eine gigantische Welle über das alte Rathaus (das heute eine Bücherei beherbergt) und soll Schatten spenden. Die Form ist angeblich den Schwüngen eines Tempeldachs nachempfunden, jedenfalls sieht es durchaus beeindruckend aus.

In der Lobby befindet sich mit 65.000 Pflanzen der Guiness-zertifizierte größte vertikale Garten der Welt und ragt über die ganze Höhe des Gebäudes nach oben. Wirkt durch die sonnendurchflutete Glasfront echt gut.

Die Beschilderung im Rathaus ist übrigens vorbildlich zweisprachig – in koreanisch und in Braille. Den Aufzug in den achten Stock finde ich trotzdem. Dort gibt es zwar nicht wirklich eine gute Aussicht, aber dafür einen guten Tee (Earl Grey, heiß).

Frisch gestärkt mache ich noch einen kurzen Abstecher ins Untergeschoß, das unter anderem der Beteiligung der Bevölkerung an der Politik dienen soll. Man kann hier in einer Art Speaker’s Corner öffentlich seine Meinung kundtun oder mit Post-its an der Wand deponieren (BUPE hätte seine Freude). Ist aber alles eher witzlos wenn man die Sprache nicht versteht.

Weiter geht es einmal quer über die Straße zum Deoksugung, einem der fünf großen Paläste der Stadt. Hier erwische ich auch die mehrmals täglich stattfindende Wachablöse-Show, bei der Studenten mit aufgeklebten Bärten Fahnen durch die Gegend schwingen und Muschelhörner blasen.

Anschließend fahre ich zum Dongdaemun Design Plaza & Park, einem futuristisch anmutenden Artspace mit Gallerien, Designshops und Hipster-Cafés. Also quasi das Museumsquartier von Seoul, sogar inklusive der Enzis als Sitzgelegenheiten!

Der Heimweg führt mich noch vorbei an der Myeong-Dong-Kathedrale, einer katholischen Kirche, die hier einige historische Bedeutung hat, für einen Europäer aber nur mäßig beeindruckend wirkt. Interessant finde ich lediglich, dass sich im Untergeschoß auch hier eine kleine Ansammlung von (christlichen) Designshops und kleinen Lokalen gebildet hat. Wäre bei uns wahrscheinlich nicht so einfach möglich.

Als es dunkel wird, bekomme ich meine ersten Eindrücke von Seoul bei Nacht – und das führt zu einem sensorischen Overload wie ich ihn in dieser Intensität bisher nur in Japan erlebt habe. Die Werbeschilder blitzen und blinken vor sich hin, aus drei verschiedenen Geschäften schallt unterschiedliche Musik (hauptsächlich K-Pop und Techno) und bei den Gerüchen mischen sich Fisch und frittierte Süßspeisen mit den Parfümproben-Versprüherinnen der Drogerien. Muss man sicher mal erlebt haben, ist auf Dauer aber nichts für mich.

Ich versorge mich am Markt mit Dumplings (hiesige Variante: Mandus) zum Abendessen und versuche anschließend erstmals zumindest über die nächsten 12 Stunden hinaus zu planen…

Kommentare

3 Antworten zu „Tag 2 – Seoul“

  1. Avatar von Martina
    Martina

    Schaut sehr genial aus! Viel Spaß noch!

  2. Avatar von Wolfgang
    Wolfgang

    Mr. Healing ist schon ein origineller Name für ein Kaffeehaus, für viele sind die Bohnen ja tatsächlich eine Art Medizin.

  3. Avatar von Wolfgang
    Wolfgang

    Und wer – so wie ich – nicht weiß, was Enzis sind, hier bitte: http://www.enzis.at/geschichte/

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*