Tag 1
Der Start der dreitägigen Tour in die größte Salzwüste der Welt ist eher unspektakulär. Kurz außerhalb der Stadt Uyuni bleiben wir bei einem alten Eisenbahnfriedhof stehen, der nun nicht nur als Altmetallversorgung der Bewohner, sondern auch als ungewollte Touristenattraktion herhalten muss. Eh ganz nett, auf den alten Zügen herumklettern zu können, aber nicht wirklich der Grund warum wir hier sind.
Auch der zweite Stopp bei einer lokalen Salzproduktion mit Einkaufsmöglichkeit wirkt ein bisschen wie eine Touristenfalle. Immerhin witzig, wie die Plastiksäcke voll Salz über offener Gasflamme verschweißt werden.
Nach dem Mittagessen geht es aber dann ab in die tatsächliche Salzwüste. Und die muss man tatsächlich erlebt haben, um sie begreifen zu können. Weiß, flach, scheinbar unendlich. In der Ferne vielleicht gerade noch ein paar Berge auszumachen, ansonsten einfach kilometerweit nichts außer den hexagonalen Mustern aus Salzkristallen am Boden.
Da auf dieser Ebene jegliche Bezugspunkte fehlen, fällt es extrem schwierig, Entfernungen einzuschätzen und es lassen sich viele witzige Fotos machen.
Nach dem Fotoshooting stoppen wir noch auf der Isla Incahuasi, einer einsamen Erhebung mitten in der Wüste, dicht bewachsen mit jahrhundertealten Kakteen.
Und schließlich – das darf in der Wüste auch nie fehlen – der Sonnenuntergang ist ebenfalls spektakulär. Die Wolken scheinen zu brennen und die gesamte Landschaft ist in ein sanftes Pink getaucht.
Die Übernachtung findet knapp außerhalb der Salzwüste (drinnen darf nicht gebaut werden) in einer erstaunlichen komfortablen Unterkunft statt. Bier und Wein in geselliger Runde helfen beim Einschlafen.
Tag 2
Es ist Wahltag in Bolivien und das macht scheinbar alles ziemlich kompliziert. Nachdem ich schon die komplette Tour um einen Tag verschieben musste, da während der Wahlen die Grenze zu Chile geschlossen ist, müssen wir heute auch extra früh aufbrechen, da die Tourguides nicht sicher sind, ob wir nicht bei irgendwelchen Kontrollen gestoppt werden. Und tatsächlich, bei unserem ersten Halt in einer halb verlassenen Geisterstadt, wo wir uns mit Wasser (und Bier) versorgen, marschieren nach wenigen Minuten drei Soldaten auf unsere Gruppe zu und beginnen Diskussionen mit unseren Guides. Scheinbar können aber etwaige Bedenken ausgeräumt werden (ob dabei Bargeld fließt sehe ich leider nicht), aber wir werden angehalten schnell weiterzufahren. Nachdem wir den Rest des Tages fernab der Zivilisation zubringen, bleibt das zum Glück auch unser einziges Hindernis.
Wir sitzen heute recht viel im Auto (Toyota Land Cruisers mit erstaunlich guten Stoßdämpfern) und die Landschaft während der Fahrt ändert sich etwa stündlich – von karger Wüstengegend, zu immerhin kniehoch bewachsenen Feldern, zu vulkanischen Felsformationen und plötzlich auftauchenden Lagunen mit Flamingos. Bei dieser Fahrt ist in vielerlei Hinsicht der Weg das Ziel.
Natürlich gibt es zwischendurch dennoch einige Stopps, sei es bei einer Lamaherde…
… einem Feld von Vulkangestein…
… an einer Lagune zum Mittagessen (serviert aus den Kofferräumen)…
… oder beim „steinernen Baum“, der natürlich nicht wirklich ein Baum ist, sondern eine weitere Formation aus Vulkangestein.
Am Nachmittag kommen wir schließlich bei der roten Lagune an, der heute beeindruckendsten Szenerie. Die weißen Borax-Ablagerungen stehen dabei in starkem Kontrast zu dem durch Algen rot gefärbten Wasser. Und die Lamas und Flamingos schmeißen sich auch noch ordentlich für die Fotos in Pose.
Zuletzt machen wie noch an einer Stelle mit erhöhter vulkanischer Aktivität halt – es blubbert, raucht und stinkt vor sich hin.
Für die Übernachtung erreichen wir schließlich eine simple Unterkunft, die aber einen entscheidenden Vorteil hat – sie liegt direkt neben heißen Quellen, in denen man mit ein, zwei Bierchen den späteren Abend verbringen und dabei den unglaublichen Sternenhimmel (inklusive Milchstraße, Magellanscher Wolken und mehrerer Sternschnuppen) bewundern kann [Sternenhimmel-Foto von einem anderen Tourteilnehmer zur Verfügung gestellt].
Tag 3
Nach zwei weiteren morgendlichen Foto-Stopps…
…beginnt die Fahrt zur Grenze nach Chile. Wir werden neu auf die Autos verteilt (manche fahren zurück nach Uyuni) und gelangen schließlich zur bolivianischen Kontrollstation. Dort geht alles recht schnell, der Guide schnappt sich unsere Pässe, geht schnurstracks an der Warteschlage vorbei und kommt wenig später mit den Ausreisestempeln zurück. Wir verabschieden uns von Guide und Fahrer und werden in einen chilenischen Bus verfrachtet, mit dem wir die paar Minuten zur Einreisekontrolle fahren. Der Busfahrer warnt uns bereits, dass die Kontrolle langsam ist, aber mit eineinhalb Stunden Wartezeit (bei vier Kleinbussen vor uns) hätte ich trotzdem nicht gerechnet. Den einen Stempler und die zwei Taschenkontrolleure (wo ich meine Mandarine abgeben muss) bringen wir aber dann erstaunlich schnell hinter uns, die Fahrt nach San Pedro de Atacama dauert noch eine weitere Stunde.
Den restlichen Nachmittag entspanne ich mich und genieße die Temperaturen von 25 Grad – das erste Mal seit einem Monat, dass mir auch ohne zwei Decken richtig angenehm warm ist.
Insgesamt gehören die letzten Tage sicherlich zu den landschaftlich eindrucksvollsten, die ich je erlebt habe. Wie vielfältig eine Wüste sein kann glaubt man auch erst, wenn man es selbst erlebt hat. Und kombiniert mit einer netten Gruppe war das eine absolut großartige Tour!
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