Auf der Farm in Paraguay

Mit Rinderfarmen in Paraguay ist das ein bisschen so wie mit Segelbooten – man will nicht unbedingt selbst eine haben, aber wenn einen jemand auf einen Besuch einlädt, dann nimmt man diese Gelegenheit nur zu gerne wahr. Ich folge also der Einladung von Robert, der etwa zwei mal pro Jahr hier ist um nach dem Rechten zu sehen, nur allzu gerne.

Wir treffen uns am Flughafen in Asuncion, wo uns auch gleich der Verwalter von Roberts Farm abholt und erstmal zum nächsten großen Supermarkt bringt, wo wir unsere Vorräte für die nächsten Tage einkaufen (inklusive ausreichend Bier und Fleisch).

Danach beginnt die Fahrt in den Chaco. Recht bald lassen wir die Zivilisation hinter uns und links und rechts der Straße ist nur noch endlose Steppe zu sehen – zumindest für meinen ungeübten Blick, denn wie ich erfahre handelt es sich dabei bereits um Weideflächen. Wirkt mit Gestrüpp und Palmen zugewachsen ziemlich unwirtlich, speziell wenn man zum Vergleich saftig grüne Alpenweiden im Kopf hat.

Wir kommen jedenfalls gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang für einen Abend-Drink an, danach kann ich mein simples Zimmer beziehen (mein Mitbewohner hält mir hoffentlich die Insekten fern).

Nach einer heißen Nacht brechen wir am nächsten Tag recht früh zur zweiten, derzeit unbewirtschafteten, Farm auf, die im Moment etwas vor sich hin verwildert. Nach etwa einer Stunde auf der Asphaltstraße geht es zunächst weiter auf einer breiten Lehmstraße und dann auf der Farm selbst auf einem Lehmweg mit teilweise einen halben Meter tiefen Spurrinnen, die Auto und Fahrer auf eine harte Probe stellen.

Links und rechts lässt dichtes Gestrüpp mit 15 Zentimeter langen Dornen nicht darauf schließen, dass hier jemals Weidefläche gewesen sein könnte. Irgendwann gelangen wir zum ersten Außenposten, der nur noch von einem einzelnen Mann bewohnt wird, der hier nach dem Rechten sieht. Dem gefällt sein Job sichtlich, und er zeigt uns stolz einen vor kurzem erlegten „Leon“ (nicht wirklich ein Löwe, eher so etwas wie ein Puma).

Der zweite, noch weiter im Nichts gelegene, Außenposten ist inzwischen nicht mehr bewohnt. Im Wassertank findet sich eine der giftigsten Schlangen des Landes, im Innenhof die Überreste eines toten Krokodils. Ist trotzdem ein guter Platz für ein Bierchen aus der Kühlbox.

Zurück auf der Hauptfarm lassen wir den Abend beim Sonnenuntergang auf einem ehemaligen Flugfeld ausklingen.

Die nächsten Tage verbringen wir einerseits damit, die Infrastruktur der Farm zu inspizieren (Probleme machen unter anderem leckende Wassertanks, durch Überflutung zerstörte Straßen und zugewachsene Weiden), …

… viel mit den Rindern an sich zu arbeiten (registrieren, impfen, für künstliche Befruchtung vorbereiten), …

…. uns von der sonstigen Tierwelt der Farm überraschen zu lassen…

… und natürlich gut und viel zu essen und zu trinken.

Insgesamt sind es ein paar spannende und sehr untouristische Tage, in denen ich mehr spanische Vokabel für „Kuh“ höre, als ich je geglaubt habe, dass existieren können, und die mir Einblicke in ein ziemlich anderes Leben geben. Die 40 Grad Hitze werde ich nicht vermissen, aber ansonsten war es eine einmalige Erfahrung, die wohl nicht allzu viele Leute machen können.

Vielen Dank an Robert für die Einladung – und bis zum nächsten Mal (es ist ausgemacht, dass ich in zehn Jahren wieder vorbeischaue, wie sich die Farm entwickelt hat 😉)!

Kommentare

Eine Antwort zu „Auf der Farm in Paraguay“

  1. Avatar von Irene Gamperl
    Irene Gamperl

    Wow, stell ich mir sehr spannend vor…
    Mein Neid wächst gerade noch mehr

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