Will man ganz in den Süden Südamerikas gelangen, so kommt man um eine Schifffahrt nicht herum. Mit der Stella Australis sind wir auf einem kleinen Kreuzfahrtschiff unterwegs, was die Reise nicht nur spannend und informativ, sondern auch durchaus luxuriös gestaltet. Auf der mehrtägigen Reise unternehmen wir mehrfache Landgänge in nahezu unberührten Gebieten, sehen naturbelassene Flora und Fauna und genießen so ganz nebenbei auch noch ausgezeichnetes Essen und Trinken.
Tag 1
Wir schiffen am späten Nachmittag ein und beziehen unsere erstaunlich geräumige Kabine mit riesigem Fenster. Bereits wenig später legen wir ab und sehen Punta Arenas in der Ferne verschwinden.

Danach startet auch schon die offizielle Begrüßung an Bord, mit Crewvorstellung und Sicherheitsbriefing, was nahtlos ins Abendessen übergeht. Unsere Tischnachbarn, die uns auch die nächsten Tage bei den drei Mahlzeiten pro Tag begleiten werden, sind zwei Paare aus den USA, alle etwa Ende 60 und durchaus sympathisch. Ein viergängiges Menü mit laufend nachgeschenktem Wein tut sein Übriges zur guten Stimmung.
Der abschließende Cognac in der Lounge führt schließlich dazu, dass ich mir nicht mehr ganz sicher bin, ob das Schiff wankt oder doch ich.

Tag 2
Über Nacht hat das Schiff seinen Weg zur Ainsworth Bay gemacht, wo unser heutiger erster Ausflug stattfindet. Mit Schwimmwesten ausgestattet fetzen wir in mehreren Zodiacs über die Bucht, wo wir an einem muschelbedeckten Sandstrand an Land gehen.

Von dort führt ein schmaler Weg (schließlich kommen hier nur etwa 100 Leute pro Woche durch) auf einen Hügel hinauf. Unterwegs wird uns die lokale Vegetation (eher niedrige Sträucher mit ein paar vereinzelten immergrünen Bäumen) erklärt, eine essbare Beere schmeckt nur auf den ersten Eindruck gut, hat aber einen bitteren Nachgeschmack. Auf den Bäumen wachsende kugelförmige gelbe Pilze, auch bekannt als „Indianerbrot“, sind hingegen nahezu komplett geschmacklos.


Oben auf dem Hügel angekommen hat man einen Rundumblick auf Wasser auf allen Seiten – wir befinden uns auf einer Halbinsel, die lediglich durch eine schmale Landbrücke mit dem Festland verbunden ist.


Zurück am Schiff stärken wir uns beim Mittagessen, während wir unseren Weg zu den Tucker Islands machen, einem Nistplatz von Magellan-Pinguinen. Dort findet die zweite Exkursion des Tages statt, die Fahrt in den Zodiacs wird von einer neugierigen Schule Delfine begleitet, die neben den Booten schwimmen, tauchen und springen.
Auf der Insel legen wir zwar am Strand an, aussteigen ist aber verboten – „Die Insel gehört den Pinguinen“. Dadurch sind die Tiere aber auch überhaupt nicht verschreckt und lassen sich durch die Boote null irritieren. Etwas genervt sind sie allerdings von großen möwenartigen Vögeln, die ihnen die Eier rauben (und auch tote Pinguine fressen, wie wir sehen).




Die auf den Klippen nistenden Kormorane sind dann fast schon nur mehr Beiwerk auf der Rückfahrt.


Tag 3
Am Vormittag steht heute eine Führung durch die Brücke auf dem Programm. Besonders interessant dabei, dass hier tatsächlich noch zu großen Teilen von Hand und mit Papierkarten navigiert wird, da für diese Gegend einfach keine GPS-Karten in ausreichender Genauigkeit verfügbar sind.

Nach dem Mittagessen ankern wir in der Nähe des Pia-Gletschers und schlängeln uns mit den Zodiacs durch herumtreibende Eisblöcke bis zu einer Landzunge. Etwa zwanzig Minuten führt ein Fußweg von dort über Granitfelsen nach oben, von wo man einen guten Ausblick auf den Gletscher und unser Schiff hat.



Am Nachmittag navigiert das Schiff durch die „Straße der Gletscher“, wo man innerhalb von einer Stunde einen perfekten Blick auf mehrere Gletscher bekommt. An Bord wird das mit der entsprechenden Wein-, Essens- und Musikbegleitung zelebriert. So gibt es beim „Alemania“-Gletscher Bier und Würstel mit Sauerkraut, bei „Francia“ Käse und Sekt, bei „Italia“ Pizza und Wein zu Vivalid-Klängen und abschließend bei „Holanda“ so etwas wie gebackene Mäuse. Ist eine sehr nette Idee und füllt einen schon vor dem Abendessen gut mit Nahrung und Alkohol.

Tag 4
Bevor der Wecker läutet weckt uns bereits die durchs Fenster scheinende Sonne auf – die besten Zeichen also für den heutigen Besuch von Kap Hoorn, das wegen der instabilen und teilweise gefährlichen Wetterlage verschrien ist. Die Erfolgsquote für Landgänge mit der Stella Australis liegt hier bei etwa siebzig Prozent. Bei der Vorbesprechung in der Lounge bricht daher großer Jubel aus, als offiziell das OK für die Exkursion gegeben wird.
Trotz strahlenden Sonnenscheins ist die Zodiac-Fahrt zur Hoorn-Insel etwas rauer als gewohnt, dafür begrüßt uns in der Landebucht ein neugieriger Seehund. Über mehrere Stufen geht es steil nach oben, danach weiter über Holzstege bis zum Albatros-Monument, das zur Erinnerung an die hier verunglückten Seeleute dient (mit über 800 Schiffen und 10.000 Menschen befindet sich hier der weltgrößte Schiffsfriedhof).



Die zweite Sehenswürdigkeit auf der Insel ist der Leuchtturm, der hier vom chilenischen Militär betrieben wird – wohl mehr, um die Besitzverhältnisse klarzustellen als zur tatsächlichen Navigationshilfe. Bewohnt wird er von einem Leuchtturmwärter mit seiner Frau und drei kleinen Kindern – auch nicht das leichteste Leben für eine Familie.


Zurück auf dem Schiff wärmen wir uns mit einer Dusche und dem verspäteten Frühstück, als per Lautsprecher bekanntgegeben wird, dass wir wegen der guten Bedingungen sogar das Kap Hoorn umschiffen können, was überhaupt nur eine Handvoll Mal pro Saison möglich ist. Vom Beobachtungsdeck aus sehen wir so die Hoorn-Insel vorbei ziehen und haben damit den südlichsten Punkt Südamerikas umrundet!


Der letzte Ausflug führt in die Wulaia Bucht, wo neben schöner Natur auch etwas Geschichte zu sehen ist. Es gab hier eine Siedlung von Missionaren und eine derzeit noch als simples Museum verwendete Funkstation. Für uns ist es vor allem eine nette kleine Wanderung durch recht mitteleuropäisch wirkenden Wald.



Tag 5
Bereits seit dem Vorabend ankern wir vor Ushuaia, die argentinischen Einreiseformalitäten werden komplett ohne unser Zutun an Bord abgewickelt, und wir können nach dem Frühstück auschecken und das Schiff verlassen. Das Sightseeing in Ushuaia beschränken wir auf eine kurze Runde durch die Hauptstraße und entlang des Hafens; am Nachmittag geht unser Weiterflug.

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