Sapa

Zugfahren in Vietnam ist nicht so einfach. Die Tickets kauft man am besten über eine Reiseagentur, um sich das Buchungssystem der staatlichen Vietnam Railways zu ersparen. Das Checkin am Bahnhof übernimmt dann auch die Buchungsagentur (oder eine andere? so ganz klar ist uns das nicht) und man tauscht dort seine Voucher gegen echte Tickets um, die wiederum sofort von einer Bahnhofsangestellten kontrolliert werden. Danach wird man (von einem Zugangestellten?) zum Waggon und ins Abteil gebracht. Insgesamt sind etwa vier mehr Parteien an dem Prozess beteiligt, als dafür notwendig wären. Auch so kann man Arbeitsplätze sichern.

Unsere Abteilgenossinen, zwei in Hongkong lebende Philippinas, sind zum Glück sehr nett und ruhig und unser mitgebrachtes Zug-Bier hilft uns die restlichen Widrigkeiten einer ratternden Nacht besser zu überstehen. 

In der Früh in Sapa angekommen, werden wir zuerst in ein Hotel zum Frühstück verfrachtet, bevor auch schon die Wanderung des Tages startet. Wir sind froh, nicht zu viel in der Stadt bleiben zu müssen, die hat für mich den gleichen Charme wie Aguas Calientes in Peru – eine reine Touristenstadt, um die Wanderer durchzuschleusen. Wenigstens waren sie hier intelligent genug, nur eine Seite des Tals mit Hotels zuzupflastern, so hat man zumindest in die andere Richtung einen ungetrübten Ausblick auf die Berge und Reisfelder.

Und diese Landschaft ist auch das Highlight unserer gemütlichen Wanderung in den kleinen Ort Ta Van, wo wir heute in einem Homestay übernachten werden. Für die klassischen saftig-grünen Reisterrassen ist momentan allerdings die falsche Jahreszeit – momentan ist alles eher bräunlich und viele der Felder werden gerade zum Mais-Anbau genutzt.

Den Nachmittag in Ta Van verbringen wir in einem gerade erst eröffneten Cafe, wo die Inhaberin uns (und sich selbst) großzügig mit ihren selbstgemachten Reisweinen in den Geschmacksrichtungen Apfel, Banane und Sticky Rice versorgt. Zu exzessiv lassen wir es aber nicht werden – morgen haben wir einen anstrengenden Tag vor uns.

Und dieser Tag startet wieder etwas chaotischer als geplant. Es beginnt schon damit, dass wir nicht wir geplant um sechs Uhr in der Früh abgeholt werden; stattdessen müssen wir ein zufällig herumstehendes Taxi nehmen – wobei es schon ein Glück ist, dass hier mitten in der Pampa eines verfügbar ist.

Weiter geht es damit, dass wir – anders als geplant und bezahlt – keinen privaten Bergführer haben, sondern uns einer Gruppe anschließen sollen. Mangels Alternativen müssen wir das nun akzeptieren, aber insgesamt starten wir unsere Tour nun zwei Stunden später als ursprünglich geplant und in einer Gruppe, die doch etwas schneller unterwegs ist als wir.

Und es regnet.

Nach diesem etwas suboptimalen Start geht es den restlichen Tag aber stetig bergauf – buchstäblich und metaphorisch. Der Regen hört nach der ersten Stunde auf, die Gruppe aus zwei Israelis und einer Rumänin ist sehr nett und auch in unserem Gehtempo wird sich der Anstieg zeitlich ausgehen.

Anstieg wohin eigentlich? Wir haben uns für eine Tour auf den Fansipan, mit 3.143 Metern den höchsten Berg Indochinas, entschieden! Es führt zwar seit einigen Jahren auch eine Seilbahn hinauf, aber wo liegt denn der Reiz darin?

Der Weg nach oben führt durch eine recht abwechslungsreiche Landschaft – Flussbetten, Wälder und Stufen. Viele Stufen. Sei es in den Stein gehauene Fußtritte, Holzleitern oder Metalltreppen; je weiter nach oben es geht, desto mehr Stufen sind zu steigen. Unsere etwas suboptimale Kondition, gepaart mit der dünner werdenden Luft, lässt uns da schon ganz schön schnaufen. Die Pausen, die wir einlegen, werden häufiger, der Rest unserer Gruppe hat längst sein eigenes Tempo gefunden und wird uns am Gipfel erwarten.

Aber dann, der Glockenturm, das erste Bauwerk des Gipfelkomplexes. Das Ende ist in Sicht – oder zumindest die weiteren Stufen, die bis zum Ende führen. Mit nochmaliger Kraftanstrengung (und weiteren Pausen) schaffen wir die auch noch! 

Oben belohnt werden wir mit… einem Blick ins Weiß. Auf den letzten Höhenmetern haben wir die Wolkendecke durchbrochen, die uns jetzt die Aussicht trübt. Gipfelfotos gibt es natürlich trotzdem.

Durch den nebeligen Blick fühlen wir uns sogar noch darin bestätigt, den Anstieg zu Fuß bewältigt zu haben. Die Seilbahntouristen werden direkt in die Wolkensuppe gekarrt, während wir zumindest beim Aufstieg die Fernsicht genießen konnten. Etwas seltsam angeschaut werden wir trotzdem von den Leuten in Flip Flops („did you walk up here??“). Hinunter nehmen wir aber dann tatsächlich die Seilbahn, man muss ja auch nicht übertreiben.

Und für den Abend haben wir uns ein schönes Zimmer, ein ausgiebiges Essen und einen tierischen Spielgefährten dann wahrlich verdient!

Zurück in Hanoi können wir übrigens einen Teil unseres Geldes zurückfordern – sofern wir uns verpflichten, keine negativen Bewertungen über den Tourbetreiber abzugeben. Ich sehe diesen Blog nicht als Social Media an 😁

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