Als kleiner Ort, der ursprünglich vor allem gegründet wurde, um argentinische Gebietsansprüche gegenüber den chilenischen Nachbarn zu untermauern, lebt El Chaltén heute nahezu ausschließlich vom Wander- und Bergsteig-Tourismus; die bekannten Gipfel des Fitzroy und Cerro Torre befinden sich hier in unmittelbarer Nähe.
Ich habe für diesen Teil meiner Reise eine Begleitung – mein Vater ist aus Österreich angereist und wir verbringen hier eine knappe Woche, bevor es uns noch weiter in den Süden zieht.

Aufgrund des unberechenbaren Wetters haben wir hier ausreichend Zeit eingeplant, um auch wirklich die wichtigsten Touren unterbringen zu können. Im Endeffekt haben wir aber viel Glück, so dass sich so gut wie jeden Tag eine Wanderung ausgeht.
Chorrillo del Salto
Gleich am Ankunftstag starten wir mit einer kleinen Runde zum Chorrillo del Salto, einem Wasserfall, der in etwa einer Stunde erreichbar ist. Der Weg dorthin gibt einen guten ersten Überblick über die Gegend und eine schöne Aussicht über das Tal des Rio de las Vueltas. Die vielen Verästelungen des Flusses in der flachen Ebene lassen auf deutlich höheren Wasserfluss zu anderen Zeiten (möglicherweise zur Gletscherschmelze?) schließen.

Der Wasserfall selbst ist auch ganz nett, es war jedenfalls eine gute Tour zum ersten Aufwärmen in der Gegend.

Laguna de los Tres (Fitz Roy)
Am Tag darauf folgt die erste richtige Tour – zur Laguna de los Tres am Fuße des Fitz Roy. Der ausgezeichnet beschilderte Weg führt knapp zehn Kilometer recht gemütlich und relativ flach dahin, abwechselnd durch Wald und freie Flächen, teilweise auch durch etwas sumpfiges Gebiet.



Dann folgt der letzte Kilometer. Über Steine und Geröll geht es steil nach oben, zusätzlich erschwert durch den starken Personenverkehr hier. Es wird überholt, es gibt Gegenverkehr und manchmal steht man auch schon mal im Stau. Dies ist eindeutig der beliebteste Trail des hiesigen Nationalparks. Der Aufstieg ist die Mühen aber durchaus wert, die gefrorene Lagune vor dem imposanten Fitz Roy ist nicht ohne Grund das Ziel dieser Wanderung. Rechtzeitig vor unserem Abstieg reißen auch noch die Wolkenfetzen, die sonst dauerhaft am Gipfel hängen, auf und ermöglichen uns einen perfekten Blick.

Las Aguilas und Los Cóndores
Die darauffolgende Tour ist wieder eine etwas gemütlichere – die zwei Aussichtspunkte „Las Aguilas“ (Adler) und „Los Cóndores“ (Kondore) sind mit einem gemütlichen Rundweg in etwa zweieinhalb Stunden abzuklappern und bieten einerseits einen guten Blick auf die Steppen-Ebene südlich von El Chaltén, andererseits eine schöne Aussicht auf den Ort selbst.


Laguna Torre (Cerro Torre)
Die zweite lange Tour des Nationalparks führt an den Fuße des Cerro Torre. Der Weg ist, nach einem steilen Anstieg zu Beginn, nahezu eben und endet an der Laguna Torre, die durch Wind und Sedimente recht grau gefärbt ist. Wie bei den Bergspitzen hier üblich, hüllt sich der Cerro Torre in Wolken, während der restliche Himmel in leuchtendem Blau erstrahlt.


Wir entscheiden uns noch für den optionalen Zusatzweg zum Maestri-Aussichtspunkt, etwa eine weitere Stunde über eine Schottermoräne nach oben. Der Wind wird hier auf dem exponierten Grat schon richtig unangenehm, dafür hat man aus dieser Perspektive einen perfekten Blick auf den Gletscher am Fuße des Berges.

Los Huemules
Nach einem Ruhetag stellen wir fest, dass wir die Standard-Touren in El Chaltén ziemlich ausgeschöpft haben, weswegen wir uns heute noch zur etwa 17 Kilometer entfernten Estancia Los Huemules führen lassen. Dort gibt es ebenfalls einige Wege verschiedenster Längen und Schwierigkeitsgrade, wir entscheiden uns für eine Runde, die die Laguna Verde und die Laguna Azul inkludiert und einen Blick auf die andere Seite des Fitz Roy ermöglicht.

Das ist in der Tat ein sehr gemütlicher Weg, wir sind nahezu komplett alleine unterwegs, sehen allerdings auch keine Huemules (Andenhirsche), sondern lediglich ein paar Enten. Den optionalen Abstecher zum „Fischer-Strand“ an der blauen Lagune lassen wir uns auch nicht entgehen und finden tatsächlich einen Mini-Strand vor, auf dem sich ein kleines Päuschen anbietet.

Alles in Allem ein paar tolle Touren in einer der womöglich schönsten Wandergegenden der Welt. Wir hatten großes Glück mit dem Wetter und haben uns unsere Belohnungen redlich verdient!


Schreibe einen Kommentar