Hanoi

Hanoi ist viel. Viel Verkehr, viel Lärm, viel gefühltes Chaos, viele überwältigende Ersteindrücke. Aus Thailand kommend, ist hier alles noch einmal einen Schritt „asiatischer“.

Die ersten kleinen Abenteuer haben wir bereits am Flughafen, als zuerst unser Einreisestempel das falsche Datum hat und korrigiert werden muss und wir dann mit unserem Gepäck in ein rollendes Auto springen müssen – es gilt hier striktes Halteverbot.

Im Old Quarter angekommen, offenbart sich dann der volle Wahnsinn. Alles wuselt durcheinander und beim Überqueren der Straße gilt hier noch mehr als in anderen Ländern: keine Angst zeigen und berechenbar sein! Besser zügig und konstant losgehen, als sich vorsichtig voranzutasten. Und ich merke, wie sich recht schnell meine Wahrnehmung verändert – ich konzentriere mich lediglich auf die Autos; die zahllosen Mopeds blende ich aus, denn die bahnen sich ohnehin den Weg um mich herum.

Wir nützen Hanoi als unseren Stützpunkt im Norden Vietnams und kehren mehrmals hierher zurück. Wie bereits im Beitrag aus Chiang Mai ist daher in Folge nicht alles streng chronologisch beschrieben.

Train Street

Durch Hanoi fährt ein Zug – so weit, so normal. Während aber in den meisten anderen Ländern die Zugtrasse gut gesichert wäre, hat es sich hier zum Touristenspektakel entwickelt, dass es eben keine Abgrenzung gibt und der Zug direkt an den Leuten vorbeifährt. Die ehemaligen Wohnhäuser an der Strecke wurden mittlerweile großteils zu Cafes und Bars umfunktioniert; die Touristen wollen schließlich mit Bier und Cocktails versorgt werden, während der Zug an ihnen vorbei rauscht.

Und der rauscht tatsächlich verdammt nahe vorbei! Zu weit ausstrecken möchte man seinen Arm hier lieber nicht, die Metallstufen der Waggons kommen einem auf etwa 30 Zentimeter heran. Schon ein kleiner Nervenkitzel, wenn so ein paar Tonnen Metall an einem vorbei rattern!

Anmerkung: Das Video ist in der Mitte beschleunigt; am Anfang kommt der Zug aber wirklich in dieser Geschwindigkeit auf einen zu.

Literaturtempel

Ich bin ein kleines bisschen stolz auf mich, dass ich diesen Tempel ohne Vorwissen als konfuzianischen Tempel identifiziere (die haben mir durch ihre Schlichtheit schon in Taiwan gut gefallen). Nicht lediglich eine religiöse Stätte, sondern für Jahrhunderte auch die kaiserliche Akademie, die erste Universität Vietnams, ist im Literaturtempel auch einiges über die Aufnahmeverfahren und Ausbildung der Studenten während der Kaiserzeit zu erfahren. Auf den von Schildkröten getragenen Steintafeln sind die Namen und Geburtsorte der Absolventen auch noch Jahrhunderte später verewigt.

Ho-Chi-Minh-Mausoleum

Auf einem wahrlich kommunistisch wirkenden Platz (viel Platz für Paraden) befindet sich das Mausoleum des ehemaligen Premierministers und Präsidenten Ho Chi Minh. Inspiriert vom Lenin-Mausoleum in Moskau, wurde der Körper Ho Chi Minhs hier einbalsamiert und kann besichtigt werden – wir sind allerdings zu spät dran und würden dafür ohnehin nicht stundenlang Schlange stehen wollen. Wir geben uns daher mit ein paar Fotos von außen (auch von der gegenüberliegenden Nationalversammlungshalle) zufrieden.

One Pillar Pagoda

Ebenfalls am Gelände des Mausoleums befindet sich die „One Pillar Pagoda“, die mit ihrem Namen auch schon vollumfänglich beschrieben ist.

Quan-Su-Pagode

Als Hauptquartier des Buddhismus in Vietnam beherbergt dieser Tempel auch viele Arbeitsräume, beispielsweise für Verwaltungsaufgaben oder das Publizieren einer buddhistischen Zeitschrift. Ansonsten simpel, hübsch, sehr ruhig, und von ein paar fotogenen Tauben bevölkert.

Hoa-Lo-Gefängnis

Dieses im Westen auch als „Hanoi Hilton“ bekannte Gefängnis stammt ursprünglich aus der französischen Kolonialzeit und wurde genutzt, um vietnamesische Unabhängigkeitskämpfer zu inhaftieren, foltern und exekutieren. Die Präsentation und der zugehörige Audioguide sind gut gemacht, allerdings recht stark aus vietnamesischer Perspektive eingefärbt. So wurden von den Franzosen die „standhaften Vietnamesischen Revolutionäre“ zu unmenschlichsten Konditionen hier gehalten, während bei späterer Nutzung während des Vietnamkrieges die amerikanischen Soldaten zu besten Bedingungen inhaftiert waren und einem von den Fotos an den Wänden entgegen grinsen. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen, aber lustig war es hier sicher für niemanden.

Zitadelle Thang Long

Von dieser alten Palastanlage haben die Franzosen außer dem Doan-Mon-Tor und dem Flaggenturm nicht viel übrig gelassen, der Rest wurde demoliert, um Platz für Truppenunterkünfte zu schaffen. Ausgrabungen und Restaurierungsversuche sind im Gange, aber aktuell sind außer den beiden genannten Gebäuden lediglich noch ein paar Bunkeranlagen aus Kriegszeiten zu besichtigen.

Long-Bien-Brücke

Eine historische Brücke, von den Franzosen errichtet, im Vietnamkrieg mehrfach zerbombt, ist die Brücke heute vor allem eines: ein beliebtes Fotomotiv in der Abendstimmung.

Das Leben im Freien

Viel vom öffentlichen Leben der Stadt spielt sich im Freien ab. In den kühleren Morgen- und Abendstunden füllen sich die Parks und Seeufer mit Familien und Sportgruppen und die allgegenwärtigen, für uns zuvor rätselhaften, Bodenmarkierungen ergeben plötzlich Sinn – schnell ein Netz aufgestellt und schon hat man einen fertigen Badmintonplatz!

Auch wir schließen uns den Einheimischen an und genießen neben einer Schwanfahrt zu Sonnenuntergang vor allem das Streetfood. Besonders hervorzustreichen dabei eine unscheinbare Tischgrillerei am Straßenrand – für mich eines der besten Essen der Reise.

Eine Speise, die wir übrigens auslassen, wird gerne noch von der älteren Generation gegessen und ist an wenigen vereinzelten Straßenständen zu finden. Die jüngeren Vietnamesen sind aber eher der Ansicht „Dogs are friends, not food“, wie uns ein Tourguide versichert. Und wer jetzt lieber kein Foto von glasiertem Hund sehen möchte, sollte besser nicht hier klicken.

Präsidentenmenü

Das Essen in Hanoi durfte auch der damalige US-Präsident Obama gemeinsam mit dem Koch und Moderator Anthony Bourdain genießen. Das Foto davon ging um die Welt und der Tisch, an dem die beiden saßen, ist nun in einem Plexiglas-Schrein verewigt. Das „Obama-Menü“, wird mittlerweile auch als solches vermarktet und schmeckt trotz des hohen Touristenfallen-Faktors wirklich gut!

Bars und Cafes

Neben gutem Essen gibt es auch gutes Trinken, rein zufällig stoßen wir mit dem Halfington auf eine der bestbewerteten Bars in Asien. Im starken Kontrast dazu steht die „Beer Street“, die mehr auf Party ausgelegt ist, wo mir aber einmal durchgehen schon mehr als genug ist. Ansonsten finden wir noch jede Menge anderer Bars und Cafes, um zwischendurch mal dem Wahnsinn auf der Straße zu entkommen oder auch die Abende gemütlich ausklingen zu lassen.

Fazit

Hanoi ist auch für Asien-Veteranen nochmal eine kleine Herausforderung; das Gewimmel auf den Straßen braucht ein paar Tage Gewöhnung. Durch das mehrmalige Zurückkommen in die Stadt hat sich bei uns außerdem eine gewisse Hanoi-Müdigkeit eingestellt, am Schluss waren wir froh, weiterzukommen. Fairerweise muss man aber auch sagen, dass wir den Altstadt-Teil kaum verlassen haben, die moderneren Viertel haben sicherlich auch noch mal etwas zu bieten.

Der nächste Stopp (bzw. unser erster Abstecher aus Hanoi) führt uns jedenfalls mal aus der Großstadt in die Natur hinaus!

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*