Nach insgesamt knapp 20-stündiger Anreise bin ich endlich im Hotel. Schlafen ist aber noch nicht erlaubt, schließlich ist es hier gerade halb zehn Uhr vormittags und ich möchte mir den Schlafrhythmus nicht von Anfang an ruinieren. Also nur kurz duschen, die WC-Kommandozentrale ausprobieren und wieder raus.
Nachdem ich im Flieger immerhin eineinhalb Stunden den Reiseführer studiert habe, bin ich quasi bereits Seoul-Experte und habe daher einen perfekt ausgereiften Sightseeing-Plan für heute: es gibt einen Turm, da muss ich rauf!
Konkret handelt es sich um den N Seoul Tower, einen klassischen Fernsehturm mit Aussichtsplattform. Neben der Seilbahn gibt es auch einen Wanderweg auf den Turm-Hügel und etwas Bewegung kann mir nach den engen Flugzeugsitzen eh nicht schaden.
Der Wanderweg ist dann doch eher eine zweispurig asphaltierte Straße, die sich gut für den Familienspaziergang mit Kinderwagen eignet und sogar über eine Blindenleitspur verfügt.
Hauptpublikum sind aber eindeutig koreanische Powerwalkerinnen über 50, die hier mit dem perfekten High-Tech-Wanderoutfit ihre Runden ziehen. Wie üblich bin ich allerdings sofort alleine, als ich die etwas steilere diretissima-Strecke zum Turm wähle (nur eine einzelne Powerwalkerin aus dem Experten-Programm überholt mich auf halber Strecke).
Unterwegs gibt es noch einen kleinen, eher unspektakulären Tempel, der sich aber gut für eine Verschnaufpause eignet.
Wenn man den Turm betritt muss man sich erst einmal durch vier Stockwerke an Fast-Food-Lokalen und kitschigen Souvenirshops zum Ticketschalter kämpfen. Von oben hat man dann aber tatsächlich einen großartigen Rundumblick über ganz Seoul; es hilft sicherlich, dass der Turm exakt im geographischen Zentrum der Stadt steht.
Rund um den Turm hat es sich auch etabliert, dass Verliebte hier Vorhängeschlösser mit dem Namen der/des Angebeteten an den Zaun hängen. Dies wird hier auch groß beworben – und rein zufällig kann man die Schlösser auch im Turm-Shop günstig erwerben…
Nach so viel Höhenluft muss erst mal eine Stärkung her, für den Anfang muss es auch nicht zu koreanisch sein, also finde ich einen Burger und ein Bier. Macht satt, trägt aber nicht unbedingt dazu bei, dass ich munterer werde. Das Eis danach hilft komischerweise auch nicht.
Beim Abstieg auf der anderen Seite des Hügels komme ich noch an einer Stelle für Leuchtfeuer vorbei, die genutzt wurden um vor herannahenden Gefahren zu warnen. Und wer jetzt errät welche Filmszene ich verlinke, der gewinnt einen Ausflug nach Gondor.
Der Heimweg führt mich durch den Namdaemun-Markt, auf dem man wie üblich von Haushaltsgeräten über High-Tech-Kameralinsen bis zur Unterwäsche alles bekommen kann.
Mich interessieren vor allem die Essensstände. Mein erster Ausflug in die koreanische Küche fällt erstaunlich ähnlich zu meinem ersten Snack in Taiwan vor zwei Jahren aus – frittierte Teigtasche mit Gemüse gefüllt. Schmeckt, macht satt und liegt fürs frühe Schlafengehen nicht zu schwer im Magen.
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